Kreativität liegt oft im Auge des Betrachters: Was für den einen originell und einzigartig ist, empfindet die andere als uninspiriert und langweilig. Dennoch sollte beim kreativen Denken, egal ob allein oder im Team, der Grundsatz gelten, dass es jede Idee erlaubt, weitergedacht zu werden!
Mit Mindmapping, Walt-Disney-Methode & Co. die Kreativität fördern
9 Kreativitätstechniken, die Du kennen solltest
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Kreativität ist die Fähigkeit, traditionelle Denk- und Handlungsweisen zu überdenken, um neue Ideen zu entwickeln. Doch fällt das Kreativ sein dem einen leichter als dem anderen: Während die einen wie auf Knopfdruck innovative, originelle Einfälle aus dem Hut zaubern, tun sich andere in Ideenfindungsphasen schwer. Auf die Sprünge helfen können Kreativitätstechniken, von denen wir Dir einige in diesem Beitrag vorstellen.
Was ist Kreativität?
... und was fördert das kreative Denken? Erfahre im ersten Teil dieses Beitrags, welche Faktoren Einfluss auf die kreative Ideenfindung haben.
Kreativitätstechniken: So unterstützt Du die kreative Ideenfindung
Brainstorming, Mindmapping oder SCAMPER: Besonders in Teams sind viele Methoden bekannt, die als Denkhilfen in Ideenfindungsphasen helfen. Grundsätzlich unterscheidet man in drei Arten von Kreativitätstechniken: Intuitive Methoden, die durch Assoziationen in kurzer Zeit viele neue Ideen und Lösungen liefern, diskursive Methoden, die sich Problemen in einzelnen, logischen Schritten nähern, sowie Kombimethoden, die beide Ansätze vereinen. Insgesamt gibt es über 350 Methoden, die trotz unterschiedlicher Herangehensweisen ein und dasselbe Ziel haben: Möglichst viele nützliche Ideen in möglichst kurzer Zeit generieren. Wir stellen Dir einige Kreativitätstechniken vor, mit denen Du – im Team oder auch allein – das kreative Denken und die Ideenfindung fördern kannst.
Mindmapping, Kopfstandtechnik und Galeriemethode
Kreativitätstechniken wie das Mindmapping, die Kopfstandtechnik oder die Galeriemethode sind Methoden, bei denen in kurzer Zeit viele neue Ideen ans Licht gebracht werden können. Nachdem eine Problemstellung formuliert wurde, sollen spontan und intuitiv Lösungsansätzen gefunden werden. Da durch Visualisierungen, Assoziationen oder Perspektivwechsel beide Gehirnhälften gefragt sind, wird bei intuitiven Methoden die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns bestmöglich ausgeschöpft. So arbeiten bestimmte Netzwerke in unserr Großhirnrinde zusammen, um unser bildliches Vorstellungsvermögen durch Formen, Farben und Muster und unser logisches und analytisches Denken in Zahlen und Fakten zusammenzubringen. Bei intuitiven Methoden ist es also wichtig, Ideen nicht nur zu kommunizieren, sondern auch möglichst anschaulich zu visualisieren.
Die Kopfstandmethode (auch Umkehrmethode oder Flip-Flop-Technik) ist nur eine der Kreativitätstechniken, bei der es um einen Perspektivwechsel geht. Es geht darum, ein Problem aus der entgegengesetzten Perspektive zu betrachten – und sozusagen auf den Kopf zu stellen. Betrachte die Aufgabenstellung, drehe sie um 180° und versuche, Lösungen für die umgekehrte Aufgabenstellung zu finden. Diese Lösungen der umgekehrten Aufgabe musst Du wieder auf den Kopf stellen, um aus den Ergebnissen konkrete Lösungsideen für das eigentliche Problem entwickeln zu können. Besonders bei Aufgaben, denen man mit Skepsis gegenübersteht, kann ein neuer, entgegengesetzter Blickwinkel helfen, unerwartete und nützliche Einsichten zu erhalten.
Das Mindmapping (dt. Gedächtnis(land)karte) ist eine der bekanntesten Kreativitätstechniken, bei der bestimmte Themen in einem Baumdiagrammen visuell dargestellt und weiterentwickelt werden. Die Technik des Mindmapping, die vom Psychologen Tony Buzan entwickelt wurde, macht sich die kognitive Fähigkeit des Gehirns, Kategorien zu bilden, zunutze. Durch Assoziationen können sich unsere Gedanken entfalten, sodass wir Inhalte strukturieren, komplexes Wissen visualisieren oder neue Ideen sammeln können. Deshalb ist es wichtig, dass beim Mindmapping nicht nur Listen mit Schlagwörtern erstellt werden. Stattdessen sollte eine Mindmap „von Ast zu Ast“ tiefer in ein Thema eintauchen und Zusammenhänge darstellen.
Mit der Galeriemethode kommt eine Kreativitätstechnik zum Einsatz, die dem bekannten Brainstorming sehr ähnlich ist. Zunächst werden in kleinen Gruppen zwei bis drei Lösungsansätze für ein Problem in Skizzen erarbeitet, an einer Galerie (Pinnwand, Tafel, Whiteboard) präsentiert und in der Gruppe diskutiert. Anschließend befassen sich alle Teilnehmer eigenständig mit den Skizzen, um ihre überarbeiteten Ideen erneut an der Galerie zu präsentieren. Ziel ist es, ungeeignete Lösungsansätze auszuschließen, während für neue Ideen einen Kompromiss gefunden wird, der für das gesamte Team nachvollziehbar ist. Die gedankliche Freiheit, die gegenseitige Inspiration und das gemeinsame Brainstorming sollen helfen, auf neue, originelle Ideen zu kommen – ohne, dass Konkurrenzdenken entsteht.
Morphologischer Kasten, Osborn-Methode und Problemlösungsbäume
Während intuitive Methoden darauf ausgelegt sind, Ideen in kurzer Zeit hervorzubringen, sollen diskursive Methoden zielorientierte und rationale Lösungswege liefern. Kreativitätstechniken wie morphologische Analysen, Problemlösungsbäume, Lean Running, Kraftfeldanalysen oder Osborn-Checklisten können für sich stehen, helfen aber auch, bereits vorhandene Ideen logisch weiterzuentwickeln. Denn bei diskursiven Methoden geht es darum, ein Problem in Teilprobleme zu zerlegen und diese in einzelnen Schritten zu lösen und schließlich für eine konkrete Lösung aufeinander abzustimmen. Besonders komplexe, vielschichtige Probleme können so besser definiert und logisch gelöst werden.
Bei der morphologischen Analyse wird ein Problem – wie für diskursive Kreativitätstechniken typisch – in Teilaspekte zerlegt, um alle infrage kommenden Lösungsansätze aufzudecken. In diesem Zusammenhang entwickelte der Schweizer Astrophysiker Fritz Zwicky den morphologischen Kasten: Er hilft dabei, alle Ideen in einer Tabelle darzustellen und auf verschiedene Weise miteinander zu kombinieren. Es ergeben sich so diverse Kombinationsmöglichkeiten, die zur Lösung eines Problems möglich sind und von denen sich letztendlich eine Version als am besten geeignet herauskristallisieren sollte. Diese Matrix kann im Team, aber auch in Einzelarbeit erstellt werden, insbesondere um komplexe Aufgabenstellungen anzugehen.
Eine auf Alex F. Osborn zurückgehende Kreativitätstechnik ist nicht nur das Brainstorming, sondern auch die Osborn-Methode. Anders verwenden, anpassen, verändern, vergrößern, verkleinern, umstellen, umkehren, ersetzen, kombinieren und transformieren: Mithilfe dieses Katalogs an Fragen können alleine, aber auch in Teams mit bis zu 20 Personen Prozesse, Produkte oder Projekte weiterentwickelt werden. Zu jeder Frage können in kurzen Brainstormings Gedanken gesammelt und schließlich nach ihrer Realisierbarkeit ausgewählt werden. So trägt die Osborn-Methode dazu bei, sich einen detaillierten Überblick über ein Problem und seine Lösungsansätze zu verschaffen. Eine Weiterentwicklung dieser Technik ist die SCAMPER-Methode.
Eine weitere Kreativitätstechnik, die dabei hilft, ein Problem vollständig zu erfassen und visuell darzustellen, ist die Methode des Problemlösungsbaums. In einer typischen Baumstruktur mit Stamm, Ästen und Wurzeln werden Probleme und ihre Lösungen dargestellt. Hier gibt es zwei Herangehensweisen: Der Baum kann Ursache (Wurzeln) und Wirkung (Äste, Zweige) eines Problems darstellen (siehe Grafik) oder in einen Problem- und einem Lösungsbaum aufgeteilt werden. Es kann der Übersichtlichkeit helfen, zunächst einen Baum zu skizzieren, der die Ursachen eines Problems visualisiert. Danach wird ein weiter Baum gestaltet, für den die „Problemäste“ in ihr Positives umgekehrt werden. Die „Lösungsäste“ zeigen Ansätze, wie die Aufgabenstellung gelöst werden kann.
Walt-Disney-Methode, 6 Thinking Hats und Zukunftswerkstatt
Einige Kreativitätstechniken beruhen auf dem Prinzip des „vertikalen Denkens“ nach Edward de Bono. Durch einen Perspektivwechsel soll unsere Bereitschaft gefördert werden, alte Denkgewohnheiten hinter uns zu lassen, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. De Bono empfiehlt deshalb, Blickpunkte umzukehren, Probleme in kleinere Einheiten zu zerlegen und Gedanken und Analogien, die dabei entstehen, zu visualisieren.¹ Auf diese Weise handelt es sich bei Techniken von Bono, Walt Disney oder Robert Jungk um Kombimethoden, die – der Name verrät es schon – intuitive und diskursive Methoden miteinander verknüpfen. Nachdem erste Ideen spontan und intuitiv entstanden sind, werden sie systematisch, logisch und strategisch weitergedacht.
Die Walt-Disney-Methode geht – wie der Name schon verrät – auf den Erfinder der Mickey Mouse zurück. Mithilfe eines Gedankenspiels soll man Probleme aus verschiedenen Perspektiven betrachten: So gibt es den Träumer, für den alles möglich ist, der keine Hürden und Probleme sieht, den Kritiker, der auf Herausforderungen, Stolpersteine und Widersprüche aufmerksam macht und den Macher, der nur darauf konzentriert ist, was zu tun ist, um etwas sofort umzusetzen. Ob alleine oder im Team: Wichtig bei dieser Kreativitätstechnik ist es, über einen bestimmten Zeitraum in der Rolle zu bleiben und das Problem ausschließlich aus diesem Blickwinkel zu betrachten. Letztendlich sollte man sich dann die Fragen stellen: Welche Ideen des Träumers sollten weiterverfolgt werden? Welche Anmerkungen des Kritikers müssen dabei berücksichtigt werden und welche Schritte, die der Macher vorschlägt, können als nächstes angegangen werden?
Eine weitere der diskursiven Kreativitätstechniken ist die Zukunftswerkstatt, die der Zukunftsforscher Robert Jungk entwickelt hat. Auch hier geht es darum, durch verschiedene Fragestellungen zu einer Problemlösung zu gelangen. Die Ideenfindung unterteilt sich in drei Phasen: die Beschwerde -und Kritikphase, die Fantasie- und Utopiephase und die Verwirklichungs- bzw. Praxisphase. In der ersten Phase sollen – möglichst frei – Kritik, Bedenken und Hürden formuliert werden, während in der zweiten Phase wünschenswerte, originelle, vielleicht sogar unrealistische Lösungsvorschläge geäußert werden dürfen. In der abschließenden Phase werden die beiden ersten Schritte verknüpft. Es soll abgeschätzt werden, welche der Vorschläge realisierbar sind. Ziel einer Zukunftswerkstatt ist es, auf vorausschauende, fantasievolle und konstruktive Weise Prozesse in Bewegung zu bringen.
Die „6 Thinking Hats“ sind eine Weiterentwicklung der Walt-Disney-Methode von Edward de Bono. Dieser führte auch den Begriff des parallelen Denkens ein, der dieser Technik zugrunde liegt. In Abgrenzung zum westlich-geprägten „richtig-falsch-Denken“, das in lösungsorientierten Prozessen oft einen zu engen Fokus setzt, sollen beim parallelen Denken alle Beteiligten aus demselben Blickwinkel betrachten. So repräsentieren die sechs Hüte verschiedene Denkweisen: logisch (weißer Hut), intuitiv und emotional (roter Hut), vorsichtig (schwarzer Hut), optimistisch (gelber Hut), kreativ (grüner Hut) oder kontrollierend (blauer Hut). Bei der Ideenfindung im Team sollte jedes Mitglied jeden Hut tragen und – wie bei der Walt-Disney-Methode – aus dieser Perspektive heraus denken. Diese Technik kann hilfreich sein, wenn es für ein Problem keine eindeutige Lösung gibt.
5 Tipps bei Kreativitätsblockaden
In der Theorie gibt es viele Techniken, die die Kreativität boosten, in der Praxis kämpfen wir aber trotzdem mit Denk-, Schreib- und Kreativitätsblockaden. Diese können verschiedene Ursachen haben: Einerseits kann es an grundsätzlichen individuellen Hürden liegen – beispielsweise an eigenen Unsicherheiten und Ängsten, Wissenslücken oder Ausdrucksschwierigkeiten. Andererseits gibt es auch viele umwelt- oder kulturbedingte Hindernisse, auf die wir keinen Einfluss haben – wie fehlende oder ungenaue Aufgabenstellungen oder Verständigungsprobleme im Team. Es gilt, die Gründe für fehlende Kreativität und Fantasie aufzuspüren und bestenfalls zu verhindern, dass sie sich in Ideenfindungsprozesse einschleichen. Wir haben fünf Tipps für Dich, wie Du Kreativitätskiller aus der Welt schaffst:
In der Erwartung, dass kreative Ideen auf Knopfdruck abrufbar sind, setzen wir uns zu sehr unter Druck. Kreativität braucht Entfaltungsmöglichkeiten! Erinnere Dich deshalb in Ideenfindungsphasen immer daran, dass Ideen, die Raum und Zeit hatten zu reifen, oft die besseren sind.
Um die „Schere im Kopf“ zu lösen, solltest Du aus anderen Blickwinkeln denken – sprichwörtlich über den Tellerrand hinaus. Statt zu sehr auf Deinem gewohnten Standpunkt zu verharren, solltest Du Dich bewusst auf andere Perspektiven einlassen, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.
Eigentlich ist das Prinzip „Kill your darlings“ ein Tipp für Schriftstellende, doch auch bei der Ideenfindung kann es hilfreich sein, bestimmte Ideen zu streichen. Denn, tritt man auf der Stelle, kann das daran liegen, dass man an einer Idee bereits zu sehr Gefallen gefunden hat – und es schwerfällt, sich auf neue, vielleicht bessere Ideen einzulassen. Dieser Tipp wird verschiedenen englischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts zugeschrieben, so soll unter anderem Stephen King gesagt haben: „Even when it breaks your egocentric little scribbler's heart, kill your darlings.“
5. Finde Inspiration in anderen Aufgaben: Einen fünften Tipp, um eine Kreativitätsblockade zu durchbrechen, haben wir noch: Mach etwas ganz Anderes! Leg den Stift beiseite und beschäftige dich mit etwas ganz Anderem, den Inspiration ist überall. Am besten findest Du eine Beschäftigung fernab des Schreibtisches, denn der „Digital Detox" hilft zusätzlich, auf neue Gedanken zu kommen. Doch auch eine andere kreative Aufgabe kann unglaublich inspirierend sein, besonders, wenn sie sich sehr von deinen gewohnten Aufgaben unterscheidet. Probiere Dich in etwas Neuem und designe Dein eigenes T-Shirt! Bei TeamShirts kannst Du lustige T-Shirts gestalten, mit unseren Motiven oder eigenen Designs. Vielleicht inspiriert es oder gibt einen neuen Motivationsschub!
Von der Muse geküsst: Sind die richtigen Kreativitätstechniken für Dich und Dein Team gefunden, steht einem erfolgreichen Ideenfindungsprozess eigentlich nichts mehr im Wege!
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Quellen:
¹ Oberschmid, Stugger, Kreativitätstechniken, aufgerufen am 30.04.2021.
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